Wird Chinesisch die neue Weltsprache? Der Aufstieg einer globalen Sprachmacht

Früher war es das Französische, das als elegante Sprache der Diplomatie, Wissenschaft und Kultur galt. Wer in den europäischen Machtzentren etwas auf sich hielt, sprach Französisch – selbst an deutschen Fürstenhöfen oder im zaristischen Russland. Die Sprache galt als Ausdruck von Bildung, Weltgewandtheit und Zivilisation.

Im 20. Jahrhundert trat Englisch seinen globalen Siegeszug an. Zuerst durch das Empire, später durch den wirtschaftlichen und technologischen Aufstieg der USA. Die Sprache der Popkultur, der Computer, der internationalen Politik und des Internets wurde zum weltweiten Standard – Englisch ist heute unbestritten die globale Lingua Franca.

Doch nun stellt sich die Frage: Steht die nächste Sprachrevolution bevor? Wird bald Chinesisch, genauer gesagt Mandarin, zur neuen Weltsprache?

China hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer wirtschaftlichen und geopolitischen Supermacht entwickelt. Chinesische Unternehmen expandieren weltweit, Peking investiert Milliarden in Afrika, Asien und Lateinamerika, und mit der Neuen Seidenstraße entsteht ein globales Netzwerk, das den Einfluss des Landes weiter stärkt. Parallel dazu wächst das Interesse an der chinesischen Sprache: Immer mehr Menschen lernen Mandarin; Sprachschulen schießen aus dem Boden, besonders in Regionen mit intensiven Handelsbeziehungen zu China.

Doch Sprache ist mehr als nur ein Werkzeug. Sie ist auch ein Symbol für kulturellen Einfluss. Während Englisch mit Hollywood, Silicon Valley und Popmusik assoziiert wird, haftet dem Chinesischen für viele Menschen im Westen noch etwas Fremdes, Komplexes und Unzugängliches an. Das Schriftsystem gilt als schwer, die Tonalität als ungewohnt, die Grammatik als undurchsichtig – obwohl Letztere eigentlich vergleichsweise einfach ist.

Wird Mandarin also das neue Englisch? Noch ist es nicht so weit. Zwar sprechen über eine Milliarde Menschen Chinesisch – allerdings fast ausschließlich in China und dessen Nachbarländern. Außerhalb Asiens dominiert Englisch weiterhin in Wirtschaft, Wissenschaft und digitaler Kommunikation. Aber: Wer heute in internationale Zukunftsmärkte investieren will, wer mit China auf Augenhöhe verhandeln möchte, kommt um Chinesischkenntnisse kaum noch herum.

Vielleicht wird Mandarin nicht morgen die neue Weltsprache – doch es wird eine der Schlüsselsprachen der Zukunft. Wer sich heute damit beschäftigt, denkt voraus. Und vielleicht lachen in 100 Jahren chinesische Schüler darüber, dass ihre Großeltern noch Englisch als Weltsprache gelernt haben.

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