Wintervolksbräuche: Diese 3 Brauchtümer muss man kennen!

Das Haus Appenzell erweckt das Silvesterklausen (AR), den Glöcklerlauf (AT) und das Klausjagen (SZ) in der Zürcher Innenstadt zum Leben. Mit der Ausstellung «Silvesterkläuse I Glöckler I Klausjäger – Spekta- kulärer Kopfschmuck im Volksbrauch» stellt die Ernst Hohl-Kulturstiftung die drei faszinierenden Wintervolksbräuche aus der Schweiz und Österreich einander gegenüber.

Die gezeigten Hauben, Hüte, Kappen und Iffele sind bedeutungsvolle Ikonen dreier Bräuche, die seit Generationen mit Leidenschaft und Engagement gepflegt werden. Die Ausstellung findet vom 23. Oktober 2015 bis zum 19. März 2016 statt. Der Eintritt ist frei.

Damals wie heute komplettieren sie Outfits, schützen vor Sonne und Kälte oder sind Attribute der Macht: Mützen und Hüte. Seit jeher sind sie Ausdruck unserer Persönlichkeit, haben konkrete Funktionen und symbolische Bedeutung. Mit der einzigartigen Ausstellung «Silvesterkläuse I Glöckler I Klausjäger ‒ Spektakulärer Kopfschmuck im Volksbrauch» konzentriert sich die Ernst Hohl-Kulturstiftung auf drei Regionen – Appenzell Ausserhoden, Schwyz und Salzkammergut – und geht dem Ursprung, der Bedeutung und den Gemeinsamkeiten der drei Bräuche auf den Grund. Neben den im Zentrum stehenden extravaganten Kopfbedeckungen gibt es auch weitere Requisiten dieser zum Teil sehr alten Traditionen zu entdecken.

Drei Brauchtümer – viele Gemeinsamkeiten

Zentrales Element der drei Bräuche sind die eindrücklichen Kopfbedeckungen, welche die Silvesterkläuse, Glöckler und Klausjäger in hunderten von Arbeitsstunden mit schier grenzenloser Kreativität erschaffen. Die Motive sind vielfältig: Während die Küssnachter Iffele religiöse Elemente und dekorative Muster aufweisen, werden auf Urnäscher Hauben und Hüten ebenso wie auf den Ebenseer Kappen Momente aus Privatleben und Beruf nachgebildet. Ein weiteres, die drei Bräuche verbindendes Merkmal ist das mal harmonische, mal ohrenbetäubende Geläut verschiedener Glocken und Schellen, die bei den Umzügen mitgetragen werden. Auch ähneln sich die Glöckler und Klausjäger aufgrund
ihrer überwiegend weissen Kleidung.

#1 Silvesterklausen

Am «neuen» (31. Dezember) und am «alten» Silvester (13. Januar) ziehen Silvesterkläuse in Urnäsch und anderen Gemeinden des Ausserrhoder Hinterlands von Haus zu Haus. Mit aufsehenerregendem Kopfputz, begleitet vom Klang der Schellen und Rollen, die sie auf Brust und Rücken tragen, bieten sie den Menschen drei gesungene Zäuerli dar und überbringen gute Wünsche für das neue Jahr. Man unterscheidet drei Gruppen von Kläusen: die «Schöne», die «Schö-Wüeschte» und die «Wüeschte».
Die «Schöne» tragen mit Silbertressen verzierte Samttrachten und mit Glasperlen, Folien und Kordeln gestaltete Hauben und Hüte mit geschnitzten Alltagsszenen. Die «Wüeschte» sind in struppige, mit Reisig, Laub oder Stroh besteckte Gewänder gehüllt und bedecken ihr Gesicht mit furchterregenden Masken aus Papiermaché. Die «Schö-Wüeschte» verwenden ebenfalls Naturmaterialien für ihre Kleidung, die aber – wie bei den «Schönen» – sorgfältig gestaltet sind.

Öberefahre im Winter
Öberefahre im Winter © Toni Küng
Silvesterkläuse mit Kopfschmuck
Silvesterkläuse mit Kopfschmuck © Ernst Hohl

 

# 2 Der Glöcklerlauf

Farbenfroh geht es am 5. Januar im österreichischen Ebensee am Abend vor Dreikönig zu und her. Nach Einbruch der Dunkelheit laufen Glöckler als Lichtgestalten durch die Strassen des Orts. Auf ihren Köpfen tragen sie bis zu drei Meter lange und zwei Meter hohe Kappen bestehend aus einem Holzgerüst, das mit schwarzem Tonpapier überzogen ist. Kerzenlicht erleuchtet die darauf abgebildeten dekorativen Motive und Szenen aus Beruf und Alltag, die herausgeschnitten oder herausgestanzt und mit buntem Seidenpapier überzogen werden. Der Glöcklerlauf ist seit 2010 Teil des UNESCO immateriellen Kulturerbes und für Zuschauer ein einzigartiges Spektakel. Die prächtigen Glöckler-Passen waren heuer sogar Teil des Eurovision Song Contest.

#3 Das Küssnachter Klausjagen

Jährlich, am 5. Dezember, findet das Küssnachter Klausjagen statt, einer der imposantesten Nikolausbräuche Europas. Der Umzug mit rund 200 kunstvollen Iffele, gefolgt vom Nikolaus und vom archaischen Lärm hunderter von Treicheln, zieht die Besucher in seinen Bann. Iffele gleichen überdimensionierten Bischofshüten – mit fantasievollen Ornamenten und Rosetten, aus Karton und buntem Papier gefertigt und von Kerzen beleuchtet. Je nach Motiv stecken bis zu 1000 Arbeitsstunden in den bis zu zwei Meter hohen, farbenprächtigen Küssnachter Iffele. Eine Iffele wird nicht gekauft oder gemietet, sondern von jedem einzelnen Klausjäger gebaut oder manchmal ausgeliehen.

Es sind Menschen aller Alters- und Berufsgruppen, die das Silvesterklausen, den Glöcklerlauf und das Klausjagen mit Engagement und Begeisterung noch heute leben und pflegen. Sie alle sind geprägt von einer durchdringenden Wertschätzung für die Traditionen ihrer Heimat. Und sie alle fiebern das ganze Jahr dem wichtigsten Datum im Kalender entgegen.

«Silvesterkläuse I Glöckler I Klausjäger ‒ Spektakulärer Kopfschmuck im Volksbrauch»

23. Oktober 2015 bis 19. März 2016
Haus Appenzell, Eingang St. Peterstrasse 16 benutzen
Öffnungszeiten: Di–Fr: 12:00–17:00 I Sa: 11:00–17:00 I Sonntag und Montag geschlossen
Kostenloser Eintritt

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