Unberührte Sandstrände, eine faszinierende Unterwasserlandschaft, kein Massentourismus und spektakuläre Sonnenuntergänge – Sie denken jetzt an die Malediven? Weit gefehlt! Denn das alles befindet sich nur ca. 4 Flugstunden von Deutschland entfernt, an der Ostküste des Roten Meeres: die Halbinsel Soma Bay. Noch nie gehört? Macht nichts, denn auch unter langjährigen Ägypten- Urlaubern und Tauchern ist dieser wunderschöne Fleck noch ein Geheimtipp. Dabei ist das Hausriff in Somabay im Magazin „Tauchen“ zu den 10 schönsten Tauchplatzen weltweit gekürt worden. Wir wollten wissen, was dran ist und haben uns aufgemacht.
Somabay liegt 45 km südlich von Hurghada und ist vom internationalen Flughafen in 40 Minuten erreichbar. Apropos Flughafen: wer in den letzten Jahren hier gelandet ist, wird jetzt positiv überrascht sein. Denn die langen Wartezeiten bei der Abfertigung gehören seit dem Bau des neuen Flughafens der Vergangenheit an. Auch die Visaerteilung und die Kofferabholung funktionieren reibungslos.
Das und mehr ist Somabay
Das Resort Somabay erstreckt sich auf einer Fläche von 150.000 km2 und verfügt über einen eigenen Sandstrand, ein eigenes Hausriff, ein 18 Loch Golfplatz sowie eine Kite- und Surfbasis. Insgesamt befinden sich in Somabay vier Oberklasse-Hotels sowie ein Hotel, das sich auf die Bedürfnisse von Wassersportlern und erwachsen gewordenen Backpackern eingestellt hat. Doch auch bei deutschen Familien mit Kleinkindern und jung gebliebenen Rentnern ist das „The Breakers“ scheinbar sehr beliebt. „Die allermeisten Gäste sind Stammgäste“, versichert uns der Hotelmanager Stefan Reichl, selber begeisterter Taucher und Surfer, der das 2010 eröffnete Hotel selbst mitkonzipiert hat. Dabei legt er grossen Wert auf die Zufriedenheit seiner Gäste, entsprechend wird man auch schon beim Einchecken mit den Worten „Willkommen zu Hause“ begrüsst. Im Hotel herrscht eine familiäre Atmosphäre. Das Personal ist freundlich, unkompliziert und hilfsbereit. Das liegt sicher auch am fairen Umgang des Managers mit seinen Mitarbeitern: „Wir erwarten von unseren Mitarbeitern lediglich, dass sie gerne mit Menschen zusammen sind. Alles andere lernen sie von uns.“ Das „Breakers“ liegt direkt am eigenen Sandstrand, verfügt über ein ganztägig offenes Fitnessstudio, einen beheizten Pool, eine Bar, eine finnische Sauna und bietet zudem Yoga Kurse auf der Dachterrasse an. Doch das alleine ist nicht das Erfolgsrezept des Hotels.
„Unsere Gäste suchen eine ungezwungene Atmosphäre, wo keine Disco dröhnt, keine Animationen laufen und sie ihren Hobbys wie Tauchen, Kite- oder Windsurfing nachgehen können.“
Das Konzept scheint aufzugehen, denn das Hotel ist fast immer ausgebucht.
Tauchbasis Orca
Um das Riff zu erkunden, muss man nicht weit laufen, denn die Tauchbasis „Orca Diving“ befindet sich direkt neben dem Hotel und bietet sowohl für Schnorchler, Tauchanfänger als auch für ambitionierte Taucher alle erdenklichen Möglichkeiten. Die Basis verfügt über eine Leihausrüstung für 50 Personen, alles Markenhersteller wie Scuba und Aqua Lung. Geräte und Anzüge machen einen sehr gepflegten Eindruck. Überhaupt läuft alles sehr professionell ab. Brams, der niederländische Basisleiter, ist verantwortlich für das Management und die Sicherheit sowie das Wohlbefinden seiner Gäste. Und die scheinen zufrieden zu sein, denn die allermeisten Gäste kommen immer wieder. Die Basis verfügt über eine mittig angeordnete Bar, chillige Liegen und einen top gepflegten Shop, in dem man von der Taucherbrille über Tauchliteratur bis hin zu stylishen Klamotten eine große Auswahl hat. Das Beste jedoch ist, dass man nicht mit dem Tauchboot rausfahren muss, um die wunderschöne Unterwasserlandschaft zu erkunden. Das Hausriff ist über einen 400 m langen Steg – der längste Steg Ägyptens – erreichbar und somit quasi direkt vor der Haustür. Und selbst diese Strecke wird man mit Elektrofahrzeugen samt Tauchausrüstung transportiert – echt komfortabel!
Das Hausriff
Am Ende des Stegs erstreckt sich dann das Riff unmittelbar unter der Oberfläche entlang der Küste. Es ist Teil des Rosen Saumriffs rundum Ras Abu Soma. Im nördlichen Bereich finden sich Bestände großer Tischkorallen, der südliche Abschnitt ist für seine Felder von Poren- und Hirnkorallen bekannt. An der Spitze der Halbinsel befindet sich eines der Highlights: die sieben Korallentürme. Hier warten überwältigend schöne Weichkorallen, anzutreffen sind rote Fahnenbarsche, aber ebenso Muränen, Rotfeuer- und Falterfische, Zackenbarsche und Krokodilfische. Wenn man Glück hat, kreuzen auch mal Napoleons, Delfine und Schildkröten den Weg.
Und dann heißt es abtauchen!
Nach fast einem Jahr Tauchpause wollen wir zunächst einen ganz gemütlichen Check Tauchgang machen. Unser angenehm kleines Team besteht aus Tauchlehrer Ahmed, der gutes Deutsch spricht, und Sabine, einer weiteren Taucherin aus Deutschland. Nach einem kurzen Briefing auf der Tauchbasis zwängen wir uns in unsere Taucheranzüge. Samt Ausrüstung werden wir per Shuttle über den Steg zu unserem langersehnten Tauchplatz gefahren. Fast eine Stunde erleben wir dann die bezaubernde und artenreiche Unterwasserwelt des Hausriffs von Soma Bay. Das Riff fängt bei ca. 3-4 Meter an und fällt dann sanft ab in Tiefen bis zu 25 m ab. Das Wasser ist außerordentlich klar und strömungsarm, so dass man eine sehr gute Sicht hat. Der Fischreichtum ist überwältigend und wer gerne Unterwasserfotografie ausprobieren möchte, findet hier hervorragende Bedingungen, denn nur wenige Meter unter der Oberfläche sind die bunten Farben der Korallen und Fische eine reine Augenweide.
Rebreather Tauchgang
Nach unserem ersten Tauchgang hält uns nichts mehr, am nächsten Tag gleich nochmal auf Erkundungstour zu gehen. Diesmal möchte ich etwas Neues ausprobieren, von dem ich schon öfters gehört hatte: einen Rebreather Tauchgang. Bei dieser Art des Tauchens nutzt man ein geschlossenes Kreislaufgerät. Bei diesem System wird das Atemgas in einem Kreislauf gehalten und nicht an die Umgebung abgeben. Der große Vorteil: das Atemgas wird sehr viel effizienter genutzt und nur der gebrauchte Sauerstoff wird ausgeglichen. Zum einen kann man dadurch viel länger unter Wasser bleiben als bei einem offenen System. Zum anderen erzeugt man keine Luftblasen und auch die typischen Geräusche beim Ein- und Ausatmen sind nicht zu hören. Mit dem Effekt, dass die Fische nicht gleich verschreckt sind und man sich besser anpirschen kann. Fairerweise muss man zugeben, dass die Tarierung gewöhnungsbedürftig ist, gerade in geringer Tauchtiefe erfordert es viel Feingefühl. Das liegt an dem Umstand, dass eine Tarierhilfe über das Ein- und Ausatmen nicht mehr gegeben ist. Auch erfordert das Tauchen eine größere Aufmerksamkeit. Eine Erfahrung war der Rebreather Tauchgang aber dennoch. Fazit: wer tiefer oder länger tauchen möchte sollte es ruhig mal ausprobieren.
Schon mal Unterwasser Scooter gefahren?
Nach der etwas beschwerlichen Erfahrung mit dem Rebreather will ich am nächsten Tag einen ruhigen Tauchgang machen. Ahmed hat es mir wohl angesehen und bietet mir an, mit dem Unterwasserscooter abzutauchen. Wie soll das gehen, denke ich mir. Doch als Ahmed das ca. 10 kg schwere Gerät bringt, das aussieht wie ein kleiner Torpedo, wird mir klar: das wird sicher lustig. Nach einer kurzen Einführung zur Handhabung geht es dann auch schon wieder via Shuttle über den Steg zum Einstiegspunkt in Unterwasserparadies. Zuerst springe ich ins Wasser, anschließend reicht mir Ahmed vom Steg aus das Gerät. Im Wasser spürt man das schwere Gewicht dann gar nicht mehr, der Scooter ist neutral austariert. Jetzt wird es noch über einen Karabinerhaken an meiner speziellen Gürtelhalterung eingehakt und schon kann es losgehen. Doch Ahmeds Scooter streikt, ein technisches Problem. Während Ahmed mit seinem Kollegen das Gerät untersucht, probiere ich schon mal über Wasser, was ich da in den Händen halte. Oder vielmehr in einer Hand. Denn der Scooter wird nur mit einer Hand bedient. Gas geben oder nicht, ganz einfach. Und dann gibt es noch verschiedene Geschwindigkeitsstufen, die man per Schalter umstellen kann. Noch traue ich mich nicht, richtig schnell zu fahren und drehe ein paar kleine Runden. In der Zwischenzeit ist auch der Scooter von Ahmed ausgetauscht und er signalisiert mir: abtauchen! Also folge ich ihm, zunächst in geringer Tiefe und mit mittlerer Geschwindigkeit über die wunderschönen Korallenplattformen hinweg. Das Gefühl, ganz ohne Anstrengung voranzukommen, ist einzigartig. Und dann geben wir „Vollgas“ in Richtung offenes Meer, entlang des abfallenden Riffs. Gefühlt dauert es nicht einmal eine Minute und wir sind bereits auf 35 Meter – Wahnsinn! Ich merke, wie mein Körper Glückshormone ausschüttet und erlebe ein atemberaubendes Gefühl von Geschwindigkeit unter Wasser. Eine eigenartige und erhabene Art und Weise, sich fortzubewegen. Dabei frage ich mich, wie sich wohl Delfine oder andere Fische fühlen müssen, die um ein vielfaches schneller sind. Ich probiere aus, scharfe Kurven zu „fahren“, dann intervallmässig hoch und runter – ein Heidenspass! Wer also längere Strecken unter Wasser zurücklegen möchte oder aber einfach nur cruisen möchte, für den ist ein Scooter Tauchgang ein Muss!
Fazit
Die Halbinsel Somabay bietet für Sonnenanbeter, Wassersportler, Golfer, junggebliebene Backpacker aber auch Familien eine große Auswahl an Freizeitaktivitäten. Ob Kiten oder Surfen, Golfen oder Tauchen, sich verwöhnen lassen in der erstklassigen Spa Anlage oder einfach nur relaxen am Sandstrand und den bezaubernden Sonnenuntergang geniessen – hier ist für jeden was dabei. Und auch das Preis-/Leistungsverhältnis kann sich sehen lassen: Die Hotels sind für ihre Klasse preislich deutlich unter dem Niveau anderer vergleichbarer Hotels in beliebten Urlaubsländern. Die gängigen Reiseveranstalter in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben Urlaubs-Pakete für Somabay im Angebot. Gepaart mit dem erstklassigen Service, dem abwechslungsreichen und vorzüglichen kulinarischen Angebot und der schnellen Erreichbarkeit aus Deutschland ist dieser Flecken Erde auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Eine Woche Halbpension im Breakers inklusive Flug bekommt man derzeit schon ab 501 € pro Person.
Fotos:
Ferhat Aslanoglu, Journalist und PADI AOWD
Ralf Schäfer, Foto- und Videojournalist, PADI Assitant Instructor
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