Die geheimen Arsenale der Alpen: Waffenlager der P-26 und ihre unbekannten Standorte

Im kalten Nebel des Kalten Krieges verbarg sich die Schweiz hinter einem gut gehüteten Geheimnis – der geheimen Armee P-26. Die Miliz war eine Untergrundorganisation, die das Land im Falle einer Besetzung durch eine fremde Macht verteidigen sollte. Doch was die Öffentlichkeit nicht wusste, war die Existenz zahlreicher versteckter Waffenlager, die über die gesamte Schweiz verstreut waren. Diese „Stay-behind“-Depots, sorgfältig eingerichtet und an schwer zugänglichen Orten verborgen, enthielten die Ausrüstung, die P-26-Agenten im Ernstfall verwenden sollten. Bis heute ranken sich Mythen und Spekulationen um die genaue Anzahl und Lage dieser Verstecke.

Eine der wenigen aufgedeckten Lagereinrichtungen lag nahe des Tessiner Dorfes Verscio. Ein unscheinbarer, hölzerner Schuppen diente dort als Tarnung für ein tief unter der Erde liegendes Versteck, das aus dem frühen Plan des Bundes zur Landesverteidigung entstand. In den 1990er Jahren entdeckten Wanderer das Lager zufällig, als eine rostige Metalltür aus dem Boden herausragte. Bei den späteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Depot eine bemerkenswerte Sammlung von Schusswaffen, Munition und Funkgeräten beherbergte, die für den Fall eines fremden Angriffs vorgesehen waren. Es war einer von vielen Standorten, die strategisch in entlegenen, ländlichen Gegenden eingerichtet worden waren, um sowohl Tarnung als auch Erreichbarkeit zu gewährleisten.

Verscio war bis zum 13. April 2013 eine politische Gemeinde im Kreis Melezza, im Bezirk Locarno des Kantons Tessin in der Schweiz. Am 14. April 2013 wurde Verscio mit Tegna und Cavigliano zur neuen Gemeinde Terre di Pedemonte fusioniert.
Verscio war bis zum 13. April 2013 eine politische Gemeinde im Kreis Melezza, im Bezirk Locarno des Kantons Tessin in der Schweiz. Am 14. April 2013 wurde Verscio mit Tegna und Cavigliano zur neuen Gemeinde Terre di Pedemonte fusioniert.
Foto CC 3.0 by Crazy-Chemist

Ein weiteres Waffenlager befand sich laut Berichten in der Region der Grimselpass-Straße, hoch oben in den Berner Alpen. Durch enge Spalten im Felsgestein, die nur mit Kletterausrüstung erreichbar waren, führten Pfade zu kleinen Höhlen, die als Verstecke genutzt wurden. Ein solcher Standort, als besonders sicher betrachtet, wurde einst speziell für leichte Artilleriewaffen und Sprengstoffvorräte konzipiert. Die Agenten der P-26 hätten dort über Wochen ausharren und aus ihren Verstecken heraus operieren können. Diese Lager, mitten in den abgelegenen Alpen verborgen, galten nicht nur als schwer zugänglich, sondern auch als praktisch unsichtbar für fremde Spione und die einheimische Bevölkerung.

Es gab sogar Berichte über ein Waffenlager unterhalb einer Schule in der Stadt Zürich, was die weitreichende und ungewöhnliche Strategie der P-26 verdeutlicht. Behörden befürchteten, dass eine Verbreitung der Lage dieser Lager durch reinen Zufall in die Hände der falschen Leute geraten könnte – und dass solche Entdeckungen die Neutralität der Schweiz untergraben könnten. Deshalb war der Zugang zu diesen Informationen stark eingeschränkt, und nur ein kleiner Kreis von Militärs und hochrangigen Beamten wusste von diesen Lagern und ihrem präzisen Zweck.

Die Lager waren nicht nur einfache Vorratskammern. Sie wurden regelmäßig gewartet und mit modernen Vorräten aktualisiert, von hochmodernen Funkgeräten und Nachtsichtgeräten bis hin zu Sprengstoffen und Scharfschützengewehren. Dokumente, die in den letzten Jahrzehnten veröffentlicht wurden, belegen, dass diese Lager teilweise sogar einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln und Erste-Hilfe-Materialien enthielten. Diese umfassende Ausstattung zeugt von der Ernsthaftigkeit, mit der die Schweiz das geheime P-26-Projekt betrieb.

Die Entdeckung einzelner Lager in den letzten Jahren hat die Aufmerksamkeit vieler Historiker und Kritiker geweckt. Fragen nach der Notwendigkeit und Legalität solcher geheimen Einrichtungen in einem offiziell neutralen Staat werfen Schatten auf die Motive und Ziele der P-26. Es bleibt bis heute unbekannt, wie viele dieser Verstecke noch unentdeckt in den Bergen oder in den Tiefen der schweizerischen Täler schlummern – ein stilles Erbe einer bedrohlichen Epoche, als die Angst vor fremden Mächten die Neutralität der Schweiz auf den Prüfstand stellte.

Die Geschichte der Waffenlager der P-26 ist nicht nur eine Geschichte der Landesverteidigung, sondern auch eine Geschichte der geheimen Machenschaften und der unaufhörlichen Spannung zwischen Sicherheit und Freiheit. Der kalte Wind des Kalten Krieges ist abgeflaut, doch die Geheimnisse der Schweiz sind noch lange nicht alle gelüftet.

 

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